
Schlafphasen und Schlafzyklen: Warum sie so wichtig sind
Schlafphasen und Schlafzyklen spielen eine weit größere Rolle, als viele Menschen denken. Während der Nacht durchläuft unser Gehirn einen hochkomplexen Prozess, der entscheidend für unsere körperliche und geistige Gesundheit ist. Doch oft wird Schlaf lediglich als eine passive Pause vom Wachsein betrachtet – dabei geschehen in diesen Stunden viele essenzielle Vorgänge, die unseren Körper und Geist regenerieren.
Unser Schlaf ist in verschiedene Phasen unterteilt, die sich in einem bestimmten Rhythmus abwechseln. Jede dieser Phasen hat eine eigene Funktion, sei es für unsere Erholung, unser Gedächtnis oder unsere Emotionen. Besonders für Menschen mit unregelmäßigen Schlafzeiten, wie Schichtarbeiter, kann dieses Wissen ausschlaggebend dafür sein, ob sie sich morgens wirklich ausgeruht fühlen oder unter chronischem Schlafmangel leiden.
Die zwei großen Schlafphasen: Warum wir im Schlaf zwei Zustände durchlaufen
Wenn wir abends die Augen schließen, schaltet unser Körper nicht einfach in einen einzigen Modus der Erholung. Tatsächlich wechseln sich zwei grundlegend verschiedene Schlafphasen ab: der Non-REM-Schlaf und der REM-Schlaf. Beide haben eine völlig andere Funktion, und unser Gehirn muss in der Nacht immer wieder zwischen ihnen wechseln.
Non-REM-Schlaf: Die Phase der tiefen Erholung
Der Non-REM-Schlaf beginnt, sobald wir einschlafen, und kann in vier verschiedene Stadien unterteilt werden:
- Stadium 1 ist der Übergang vom Wachzustand zum Schlaf. Das Gehirn beginnt, seine Aktivität herunterzufahren, die Muskeln entspannen sich, und wir sind leicht weckbar.
- Stadium 2 ist bereits ein stabilerer Schlafzustand. Das Gehirn reduziert unwichtige Reize von außen, während unser Körper weiterhin zur Ruhe kommt. Hier verbringen wir tatsächlich einen großen Teil der Nacht.
- Stadium 3 und 4 sind die tiefsten Schlafphasen – der sogenannte Tiefschlaf. Hier erholt sich unser Körper am meisten. Wachstumshormone werden ausgeschüttet, das Immunsystem wird gestärkt, und das Gehirn beginnt, unwichtige Informationen des Tages auszusortieren. In diesen Phasen ist es am schwersten, jemanden zu wecken – wer hier aus dem Schlaf gerissen wird, fühlt sich oft desorientiert und extrem müde.
REM-Schlaf: Entscheidend für Gedächtnis und kognitive Verarbeitung
Nach dem Non-REM-Schlaf tritt der Körper in die REM-Phase (Rapid-Eye-Movement). Dieser Zustand hebt sich grundlegend vom Tiefschlaf ab: Während der Körper in eine Art Schlaflähmung versetzt wird, erreicht das Gehirn beinahe die gleiche Aktivität wie im Wachzustand – in manchen Bereichen arbeitet es sogar noch intensiver als am Tag. Dies ist die Phase, in der wir am lebhaftesten träumen und unser Unterbewusstsein auf Hochtouren arbeitet. REM-Schlaf ist entscheidend für unsere geistige Verarbeitung. Unser Gehirn nutzt diese Phase, um Erinnerungen zu festigen, Emotionen zu verarbeiten und kreatives Denken zu fördern. Ohne ausreichend REM-Schlaf leiden Konzentrationsfähigkeit, Lernprozesse und sogar unsere psychische Gesundheit.
Der Schlafzyklus: Ein ständiges Ringen zwischen Non-REM und REM
Ein vollständiger Schlafzyklus dauert etwa 90 Minuten. In dieser Zeit durchlaufen wir nacheinander den Non-REM-Schlaf (beginnend mit leichtem Schlaf bis hin zum Tiefschlaf) und anschließend den REM-Schlaf. Doch dieser Ablauf ist nicht immer gleich: Während der Nacht verändert sich das Verhältnis der Schlafphasen drastisch.

Zu Beginn der Nacht dominiert der tiefe Non-REM-Schlaf. Das ist der Moment, in dem unser Körper sich physisch erholt und das Gehirn beginnt, überflüssige neuronale Verbindungen zu reduzieren. Erst in der zweiten Nachthälfte wird der REM-Schlaf länger und intensiver. Dies geschieht aus einem bestimmten Grund: Während der Tiefschlaf unser Gehirn von unnötigen Informationen befreit, verstärkt der REM-Schlaf am Ende der Nacht genau die Verbindungen, die wichtig sind.
Ein anschauliches Beispiel dafür ist das Bearbeiten einer Skulptur: Zunächst muss überschüssiges Material entfernt werden (Non-REM-Schlaf), bevor später die Feinarbeiten beginnen (REM-Schlaf). Dieser Wechsel ist entscheidend für unsere kognitive Leistung, unser Gedächtnis und unser allgemeines Wohlbefinden.
Warum verkürzter Schlaf so problematisch ist
Ein weit verbreiteter Irrtum ist die Annahme, dass Schlafzeit einfach linear gekürzt werden kann. Viele Menschen denken: „Ich habe nur sechs statt acht Stunden geschlafen, also habe ich 25 % meines Schlafs verloren.“ Doch so funktioniert Schlaf nicht.
Da der REM-Schlaf hauptsächlich in der zweiten Nachthälfte auftritt, bedeutet eine verkürzte Schlafdauer, dass genau diese Phase drastisch reduziert wird. Wer also zwei Stunden weniger schläft, verliert nicht nur 25 % des gesamten Schlafs, sondern kann 60–90 % seines REM-Schlafs einbüßen.
Besonders für Schichtarbeiter, die ohnehin oft unter unregelmäßigem Schlaf leiden, ist dieses Problem kritisch. Wenn der Schlaf ständig verkürzt oder zu unpassenden Zeiten stattfindet, geraten die wichtigen Phasen durcheinander – mit langfristigen gesundheitlichen Folgen.
Fazit: Schlaf ist nicht nur eine Frage der Stunden, sondern der richtigen Phasen
Wer gut schlafen will, sollte nicht nur auf die reine Schlafdauer achten, sondern auch darauf, dass alle Schlafphasen ausreichend vorhanden sind. Besonders Schichtarbeiter und Menschen mit unregelmäßigen Schlafzeiten müssen aufpassen, nicht nur den Tiefschlaf, sondern auch den REM-Schlaf zu erhalten.
Denn Schlaf ist nicht einfach eine passive Pause – es ist ein hochkomplexer biologischer Prozess, der darüber entscheidet, wie leistungsfähig, gesund und ausgeglichen wir uns fühlen. Wer versteht, wie sein Schlaf funktioniert, kann ihn gezielt verbessern und langfristig von mehr Energie und Wohlbefinden profitieren.